Einfach hinfahren und Spaß haben!

Es ist nur halb so stressig wie man denkt, macht aber doppelt so viel Spaß!

NachJan, Tim und (dem anderen) Max ging es nun auch für mich dieses Jahr mit dem Cirrus auf einen Wettbewerb. Anfangs hatte ich einige Bedenken. Es ging schon damit los, dass ich noch nie mit dem Segelflughänger auf der Straße gefahren bin und auch niemand Zeit hatte, als Rückholer mitzugehen. Allgemein hielt sich mein Wissen über Wettbewerbe in Grenzen. Ich stürzte mich also voll ins Unbekannte.

Der Anreisetag

Schon am Anreisetag wurden alle Bedenken zerstreut. Auch wenn ich noch nie Segelflughänger gefahren bin, merkte ich schnell, wie einfach er dem Auto hinterherläuft. Zwar muss man bei Kurven aufpassen, aber ich hätte im vorher gedacht, wie gut es selbst an engeren Stellen funktioniert. In Leibertingen angekommen stellte ich schnell fest, dass mich in den nächsten Tagen eine tolle Gemeinschaft erwarten würde. Ich war auch nicht der einzige ohne Rückholer. In Leibertingen alles kein Problem! Jeder der Zeit hat kommt mit. Wie sich im Laufe der nächsten Tage herausstellte, gab es meistens mehr Rückholwillige als Außenlandungen.

1. Wertungstag: Neutralisieren im Badkap

Die Stimmung war trotz schlechten Wetters sehr gut. Nach zwei Briefings wurde um 11 Uhr schließlich neutralisiert. Auch wenn der Deutsche Wetterdienst mal wieder in einer Parallelwelt lebte, konnten wir alle durch einen Blick an den Himmel erkennen, dass bei dieser Abschirmung und Regen kein Segelflug möglich ist. Darum sind wir mittags alle zusammen ins Badkap gefahren, einem Vergnügungsbad in Albstadt. Auch wenn jeder natürlich lieber geflogen wäre, was es für den Anfang schon mal eine coole Aktion um sich kennenzulernen und den Teamgeist zu stärken. Abends gab es dann ein gemeinsames Abendessen in der Halle. Der Gastgeberverein hat sich um die Komplette Verpflegung gekümmert.

2. Wertungstag: Spaßfliegen

Im morgendlichen Briefing sah das Wetter besser aus und es wurden jeweils für die Standard und Clubklasse kleine Aufgaben ausgegeben. Also hieß es aufbauen und abwarten! Das Aufbauen hat richtig gut funktioniert! Jeder hilft jedem und und wir hatten ziemlich schnell alle Flugzeuge am Start. Die Aufgaben wurden dann aber gegen Mittag neutralisiert, da das Wetter nicht zuverlässig war. Stattdessen durfte jeder einfach zum Spaß herumfliegen und die Gegend erkunden. Einige haben es sogar bis zum Bodensee geschafft.

3. Wertungstag: Hauptsache rumkommen!

Eine Wettbewerbsaufgabe richtig zu programmieren war für mich und viele andere auch noch Neuland. Dank der hilfsbereiten Fliegerkameraden war diese Hürde jedoch auch schnell genommen. Die Aufgabe ging für die Clubklasse über 200 km quer über die halbe Schwäbische Alb. Erschwerend kam hinzu, dass es wenig bis keine Wolken gab und der Ostwind mit teils über 30 km/h auch nicht zu unterschätzen war. Die Devise für mich war also: Hauptsache rumkommen! Nach meinem fast vierstündigen Flug sah ich schon eine Menge Flugzeuge am Boden. Erst dachte ich, dass ich jetzt letzter bin. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ich einer von 2 Clubklassepiloten war, die die Aufgabe überhaupt geschafft hatten. Das hat mich wirklich überrascht. 

4. Wertungstag: Nur gemeinsam sind wir stark!

Da das Juflie vor allem ein Spaßwettbewerb ist und die Kameradschaft mindestens genauso wichtig ist wie die Punkte auf der Rangliste, beschlossen wir am 4. Wertungstag so gut es geht als Team zu fliegen. Die Wetterlage war gleich wie am ersten Tag: starker Ostwind und blau. In der Startaufstellung einigten wir uns auf eine Teamfrequenz und beschlossen zusammenzubleiben. Doch die Realität holte uns schnell ein, zumindest teilweise. Schon an der ersten Wende bemerkten wir schnell, dass eine ASK21 und ein Twin III nicht mit einem Janus, Cirrus oder Libelle mithalten können. Nur der oft verlachte Club Astir ohne Einziehfahrwerk schaffte es zur Verwunderung aller an uns dranzubleiben! Hut ab an den Piloten! Doch die wichtigste Erkenntnis des Tages war, dass ohne Teamfliegen noch weniger die Aufgabe überhaupt geschafft hätten. Lustigerweise haben wir unterwegs erfahren, dass die Standardklasse neutralisiert hat. Aber trotz anfänglichem Gelächter muss man sagen, dass das eine sinnvolle Entscheidung war. Das Wetter war nicht einfach! Klar wäre auch ihre Aufgabe machbar gewesen. Aber hinterher ist man immer schlauer!

5. Wertungstag: The same procedure as every day

Im Morgendlichen Briefing meinte die Wettbewerbsleitung scherzhaft: „Ich brauche euch den Wetterbericht ja nicht mehr vorlesen. Ist alles wie gestern.“ In der Tat war auch die Aufgabe ähnlich. Doch dieses Mal war das Team eingespielter und das merkte ich auch am Funkkontakt und an der Art und weiße wie man sich gegenseitig aus kniffligen Situationen half. Wie gestern war uns der Astir wieder dicht auf den Fersen.

6. Wertungstag: Das Thermikparadies Schwäbische Alb verlassen

Die heutige Aufgabe führte uns nicht nur über die Schwäbische Alb, sondern auch zum Kirnbergsee am Rande des Schwarzwaldes. Dies ist vor allem bei dem starken Ostwind eine Herausforderung, denn am Albtrauf entwickelt sich ein starkes Lee und die Tiefebene zwischen den beiden Mittelgebirgen ist thermisch nicht so gut. Glücklicherweise gab es ein paar Wolken an denen man sich orientieren konnte. Die Strategie war klar: Am Albtrauf hoch abfliegen und am Kirnbergsee so hoch wie möglich kurbeln, um eine maximale Höhenreserve zurück auf den Alb zu haben. Leider wurde das Team bei diesem Flug etwas auseinandergerissen. Aber trotzdem haben es dieses Mal alle aus der Clubklasse geschafft.

7. Wertungstag: Das wars mit dem zweiten Platz!

Die Aufgabe war groß, aber machbar, das Wetter sollte gut werden. Bis zur ersten Wende war alles gut und direkt am Fürstenberg bekamen wir auch noch gleich einen 4-Meter-Bart. In großer Höhe machten wir uns dann wieder auf in Richtung Alb. Doch ich machte meine Rechnung ohne das große Lee am Albtrauf und Donautal. Wo es stark hoch geht, muss es auch irgendwo stark runter gehen — es ist ja nicht so dass sich bei guter Thermik die ganze Luft in 2000 Metern sammelt :-). Als ich eine falsche Linie flog verlor ich in sehr kurzer Zeit viel Höhe. Glücklicherweise waren einige Außenlandefelder in Sicht. Ich versuchte mich zwar noch auszugraben, aber ich war bereits zu tief. Darum traf ich rechtzeitig die Entscheidung auf ein Feld unter mir zu landen. Das Feld war abgeerntet und die Landung verlief wie aus dem Lehrbuch. Pilot und Flugzeug sind unbeschädigt, das ist das Wichtigste! Auch die Rückholung war kein Problem. Es fand sich immer jemand, der sich schnell den Hänger geschnappt hat und zum Landefeld gefahren ist.

Bisher stand ich noch recht sicher auf dem zweiten Platz in der Gesamtwertung, aber das war nun dahin. Trotz der „Niederlage“ lernte ich an diesem Tag sehr viel. Vor allem wie schnell es auch mal runter gehen kann. Diese Erfahrung wird mich vielleicht vor zukünftigen Außenlandungen bewahren. Und selbst wenn sie passieren, ist es nichts Schlimmes! Das Ende des Wettbewerbs wurde mit einem großen Abschiedsessen und der Siegerehrung gefeiert. Trotz Außenlandung reichte es mir noch für den dritten Platz.

Nach dem Juflie ist vor dem Juflie!

Der Abschied fiel allen nicht leicht. Doch eines ist sicher: wir werden uns irgendwo wiedersehen. Vielleicht sogar auf dem nächsten Juflie 2023, dem Landesjugendtreffen, auf einem der kommenden Flugtage die unsere Vereine ausrichten oder an sonstigen Gelegenheiten. Abschließend möchte ich ein großes Lob an die Organisation und die Verpflegung an die Fliegergruppe Leibertingen-Meßkirch e.V. aussprechen. Es ist eine wunderbare Veranstaltung, um in die Wettbewerbsfliegerei einzusteigen und um neue Kontakte zu knüpfen. Ich würde jederzeit wieder mitmachen. Und wenn ich nur als Rückholer mitkomme.

Text und Bilder: Max Hansel