Am Samstag 29. Oktober ist Douglas Janzen mit seiner Giles 202 auf dem Messelberg gestartet. Er hat unseren Segelflugkameraden Tim Koch mitgenommen, der sich riesig gefreut hat, in diesem schnellen und agilen Flugzeug mitfliegen zu dürfen. Um 13:00 Uhr sind sie los. Gegen 13:30 ruft die Search-and-Rescue Leitstelle bei uns an und frag ob dieses und jenes Kennzeichen bei uns gestartet sei — wohl weil sie das Signal eines ELT-Notsenders empfangen haben, warum sonst. Nicht gut! Wir schauen auf Flightradar und finden das Flugzeug nicht, auch per Funk erreichen wir die beiden nicht. Wenig später erreichen uns Augenzeugenberichte und aus der dann schon recht konkreten Befürchtung wurde traurige Gewissheit: Das Flugzeug ist abgestürzt, nicht „nur“ notgelandet. Kurz darauf ruft SAR ein zweites Mal an und teilt uns mit, dass sowohl Douglas als auch Tim bei dem Absturz ums Leben gekommen sind.

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Douglas ist vor drei Jahren zu uns in den Verein gekommen und hat seine wunderschöne Giles 202 mitgebracht. Der 57-jährige Luftfahrtingenieur hat sich damit einen langjährigen Traum erfüllt. Über die drei Jahre ist er viel geflogen, und hat sichtlich Spass an dem Flugzeug gehabt. Douglas hinterlässt seine Frau Christine und 2 Töchter.

Tim war seit seinem 14. Lebensjahr bei uns im Verein und war einer unserer begabtesten Nachwuchssegelflieger — dieses Jahr war sein weitester Flug 700 km! Seit ungefähr einem Jahr flog er auch Motorsegler und Ultraleicht. Die Ausbildung hat er mit den minimal geforderten Stunden abgeschlossen und der Fluglehrer war regelrecht begeistert von Tim’s Gefühl für den Flieger. Neben der Fliegerei hat er sich im Verein auch als Jugendleiter engagiert. Für viele war er ein Freund, nicht nur einer von 120 Vereinskameraden. Außerhalb der Fliegerei hat Tim nach dem Ulmer Modell Maschinenbau studiert (Ausbildung zum Industriemechaniker und gleichzeitiges Maschinenbausstudium). Der 20-jährige hinterlässt einen Bruder (der auch bei uns fliegt) sowie seine Eltern.

Douglas und Tim hatten beide einen wunderbaren trockenen Humor und waren eine echte Bereicherung für den Verein, sowohl im Flugzeug als auch außerhalb. Die Fliegergruppe Donzdorf ist schockiert über den Unfall und ist in tiefer Trauer um die beiden. Wir wünschen den Familien, Angehörigen und Freunden die Kraft, mit der unvorstellbaren Situation zurechtzukommen.

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Auch für den Verein ist diese Situation herausfordernd. Es gibt Unfälle, bei denen der Pilot einen Fehler macht, und den der Verein durch bessere und gezielte Ausbildung in der Zukunft (hoffentlich) vermeiden kann. Einen offensichtlichen Fehler können wir bisher nicht erkennen (allerdings hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung ihre Arbeit noch nicht abgeschlossen). Sowohl aus unserer Wahrnehmung als auch nach Aussage eines seiner Ausbilder war Douglas ein sehr gewissenhafter Pilot. Wir hatten alle Respekt davor, wie systematisch er sich dieses durchaus anspruchsvolle Flugzeug erarbeitet hat. 

Was also tun? Zunächst macht uns der Unfall klar, dass beim Fliegen ein Restrisiko bleibt. Das wissen alle Piloten natürlich abstrakt, wir alle kennen die Statistiken. Und jeder kennt auch persönlich Situationen, wo etwas fast schiefgegangen wäre. Durch den Unfall wird das Restrisiko allerdings konkret, persönlich, emotional. Damit müssen wir umgehen. Die Vereinsführung arbeitet aktiv daran, beispielsweise durch das Angebot professioneller Hilfe für die Mitglieder durch Menschen die mit Flugunfällen Erfahrung haben sowie durch Kontaktaufnahme mit anderen Vereinen, bei denen es ähnliche Unfälle gab.

Es gibt aber auch eine individuelle Dimension. Wir müssen uns gegenseitig helfen, die Situation zu verarbeiten, beispielsweise indem wir offen darüber reden, wie es uns damit geht. Möglicherweise wird es Mitglieder geben, die mit dem Gedanken spielen, die Fliegerei aufgrund des Unfalls aufzugeben. Eine entsprechende Entscheidung ist natürlich zu respektieren; aber vielleicht können wir durch Gespräche gemeinsam vermeiden, dass Leute unüberlegt ihre Leidenschaft an den Nagel hängen, und dann damit unglücklich werden.

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Diese Woche waren die Trauerfeiern für Tim und Douglas,
und wir konnten so gut es geht Abschied nehmen.

Macht’s gut ihr beiden, wir sind in Gedanken bei Euch.

Es wird eine große Lücke bleiben!

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